Kanton kommt Fusionsplänen in die Quere

Die Seeländer Spitexvereine Aare Bielersee und Bürglen stehen kurz vor der Fusion. Nun will der Kanton die Spitexlandschaft umkrempeln. Welche Folgen das hat, ist noch unklar.

Der Berner Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg (SVP) stellt die Spitexorganisationen im Kanton vor vollendete Tatsachen: Ab 2026 sollen statt der derzeit 47 gemeinnützigen Spitexvereine noch 17 tätig sein. Das sorgte Anfang Mai für Aufruhr, es hagelte Kritik. 
Die Grünen Kanton Bern sprechen vom Risiko eines Scherbenhaufens bei der Spitex. Der kantonale Spitexverband bemängelt fehlendes Mitspracherecht bei der Einteilung der neuen Regionen.

Vereine fühlen sich übergangen
Schneggs Vorhaben wirft den beiden Seeländer Spitexvereinen Bürglen und Aare Bielersee einen Knüppel zwischen die Beine. Denn sie planen schon lange, gemeinsame Wege zu gehen. 
Am 30. Mai wollen sie ihre Fusion von beiden Mitgliederversammlungen genehmigen lassen. Die fusionierte Spitex wird neu Aare Bielersee heissen.  

An einem Tisch sitzen vier verärgerte Menschen: Fredy Siegenthaler und Marianne Hubschmid, Präsident und Geschäftsführerin der Spitex Bürglen, sowie Susanne Schneiter Marti und Karin Roth, Präsidentin und Geschäftsführerin der Spitex Aare Bielersee. Sie sind enttäuscht vom Kanton, fühlen sich übergangen.

Das Problem: «Die neuen Versorgungsgebiete reissen unsere fusionierte Spitex auseinander», sagt Marianne Hubschmid. 

Aus vier werden zwei
Dazu muss man wissen: Im Seeland sind derzeit vier öffentliche Spitexvereine in vier Regionen tätig. Bisher sind das die Spitex Biel-Bienne Regio, Seeland, Bürglen und Aare Bielersee.

Nach der Reorganisation soll noch die Hälfte davon übrig bleiben, also zwei Gebiete, BS1 und BS2, mit zwei öffentlichen Spitexorganisationen.

Die Spitex Bürglen mit ihrem Stützpunkt in Studen versorgt die Gemeinden Aegerten, Brügg, Jens, Merzligen, Schwadernau, Studen und Worben und wäre nach der Reorganisation BS2 zugeteilt. 

Die Spitex Aare Bielersee ist zuständig für Nidau, Port, Bellmund, Ipsach, Sutz, Orpund, Safnern, Meinisberg, Scheuren, Twann-Tüscherz und Ligerz. Diese Gemeinden sind ab 2026 in BS1. 

Partner auf Augenhöhe
Für Hubschmid, Siegenthaler, Roth und Schneiter Marti ist unklar, unter welchen Bedingungen die fusionierte Spitex künftig ihre Gemeinden versorgen kann. 

Klar hingegen ist: Die beiden Organisationen arbeiten bereits seit Jahren erfolgreich zusammen. Man helfe sich bei Engpässen beim Personal aus und nehme die Kompetenz von Fachleuten gegenseitig in Anspruch. Karin Roth: «Wir sind Partner auf Augenhöhe.» 

Eine Fusion käme sowohl den Klientinnen und Klienten als auch den beiden Vereinen zugute, ist Fredy Siegenthaler überzeugt. 

Die Reduktion der zahlreichen Spitexorganisationen im Kanton habe sich seit geraumer Zeit angebahnt. Auch um dieser Entwicklung vorausschauend zu begegnen, habe man die Fusion in die Wege geleitet. 

Der Gesundheitsdirektion lässt sich keine konkrete Antwort entlocken. Grundsätzlich sei es denkbar, dass man die fusionierte Spitex Aare Bielersee akzeptiere und diese innerhalb zweier Spitexregionen tätig sein könne, heisst es auf Anfrage. 

In zwei verschiedenen Regionen Patienten zu betreuen, wäre aber gemäss Karin Roth mit einem immensen administrativen Aufwand verbunden. Gerade das, was man mit der Fusion hätte vereinfachen wollen. 

Zwei Szenarien
Für Hubschmid, Siegenthaler, Roth und Schneiter Marti sind zwei Szenarien denkbar: Entweder man bekomme eine eigene Region zugeteilt. Dann gäbe es nicht die geplanten zwei, sondern drei Versorgungsgebiete im Seeland. 

Oder dann werde man verlangen, als fusionierte Spitex der Region BS1 zugeteilt zu werden. «So würde unser Versorgungsgebiet nicht auseinandergerissen», sagt Marianne Hubschmid. 

Auf diese Forderungen will die Gesundheitsdirektion nicht antworten. Derzeit hätten die Spitexorganisationen die Möglichkeit, sich im Mitwirkungsverfahren einzubringen. Sie seien eingeladen, bis Ende Juni ihre Fragen und Anliegen zu den geplanten 17 Regionen mittzuteilen. 

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